Der Löslichkeit auf der Spur
KORSCH:MAGAZIN: Was ist Zerion Pharma und warum wurde es gegründet?
Korbinian Löbmann: Zerion Pharma ist ein Start-up, das Anfang 2019 auf der Grundlage von Forschungs- arbeiten an der Uni Kopenhagen gegründet wurde, um eines der wichtigsten Probleme der Pharmazie zu lösen: der schlechten Löslichkeit der Wirkstoffe. Das Screening neuer Arzneimittelmoleküle zielt auf spezifische Bindungs- stellen in Rezeptoren ab, die lipophil oder hydrophob sind. Das Ergebnis ist, dass mehr als 80 bis 90 Prozent der neu- en Wirkstoffe eine schlechte Löslichkeit aufweisen. Diese Löslichkeit ist jedoch bei oraler Verabreichung Voraussetzung, um vom Körper absorbiert werden zu können. Hier bestehen großes Potenzial und Chancen. Es gibt zwar einige Technologien, um die schlechte Löslichkeit von Arzneimitteln zu verbessern, aber viele Wirkstoffe stehen immer noch vor der Herausforderung, dass sie möglicher- weise nicht auf den Markt kommen, weil sie nicht löslich sind. Hier hat Zerion Pharma mit seiner Technologie Pionierarbeit geleistet, um dieses Problem zu lösen.
KORSCH:MAGAZIN: Und wie sieht Ihr Lösungsansatz aus?
Søren Vinter Søgaard: Wir haben einen neuen Formulierungsansatz entwickelt: die Dispersome®-Technologie. Dies ist eine amorphe Mischung des APIs mit dem Protein Beta-Lactoglobulin, einem gereinigten Protein, das aus der bei der Käseherstellung anfallenden Molke gewonnen wird. Wir entwickeln diese Technologie einschließlich einer innovativen Klasse von hochwirksamen Hilfsstoffen für schwerlösliche kleine Moleküle in stabilen amorphen Formulierungen mit hohem Wirkstoffgehalt. Wir erzielen damit eine bis zu 50 Mal höhere Löslichkeit als bei herkömmlichen Ansätzen mit kristallinen Materialien.
KORSCH:MAGAZIN: Wie gehen Sie dabei vor?
Korbinian Löbmann: Ziel ist es, so schnell wie möglich mit einem Produkt auf den Markt zu kommen. Derzeit entwickeln wir ein verbessertes generisches Präparat, bei dem eine Einheit vier bisherige Tabletten des Originalpräparats ersetzt. Erreicht wird dies durch die löslichkeitsfördernde Wirkung der Dispersome®-Technologie, die eine Reduzierung der Wirkstoffmenge bei gleich- bleibender Bioäquivalenz der Formulierung ermöglicht. Dies ist ein klarer Vorteil für den Patienten und zeigt das Potenzial der Technologie von Zerion Pharma.
KORSCH:MAGAZIN: Wie gehen Sie bei der Entwicklung der Tablette vor?
Søren Vinter Søgaard: Da wir nicht alle erforderlichen Geräte vor Ort haben, führen wir regelmäßig Tests am Simulator im Science Lab in Lyon durch. Ich kannte den STYL’One Evo bereits, deshalb konnte ich die Versuchsprotokolle erstellen, das Material an das Labor senden und im Anschluss die Ergebnisse auswerten, ohne selbst vor Ort zu sein.
KORSCH:MAGAZIN: Warum haben Sie einen Simulator verwendet?
Søren Vinter Søgaard: Der Vorteil des Simulators ist, dass wir trotz realer Produktionsgeschwindigkeit nur geringe Mengen des APIs für die Versuche benötigen. Zudem bietet er eine umfangreiche Datenerfassung und wertvolle Analysetools zur Auswertung.
KORSCH:MAGAZIN: Wie ist die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Science Lab?
Søren Vinter Søgaard: Sehr gut! Sie führen nicht nur unsere Protokolle aus, sondern geben zusätzlich konstruktives Feedback und hilfreiche Anmerkungen. So ist ein produktiver Dialog entstanden.
KORSCH:MAGAZIN: Wie geht es nun weiter?
Korbinian Löbmann: Um die Fließfähigkeit und das Materialverhalten unter Produktionsbedingungen zu testen, sind weitere Versuche auf den Rundlaufpressen im KORSCH INNOVATION CENTER möglich. Mit unserem ersten Produkt planen wir den Markteintritt für das Jahr 2026.